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Eine Würdigung
 
Macht und Ohnmacht der Partei der Arbeiterklasse "SED"
-die Ausreise aus der DDR-  vergessene Ehrungen der "Ausreiser"
     Quellen:  - einige Zitate und Gedanken aus Aufsätzen von Bernd Eisenfeld  -
 
Die 1. Verfassung der DDR vom 7.Oktober 1949 enthielt ausdrücklich das Recht jedes Bürgers, den Wohnsitz frei zu wählen, demzufolge auszuwandern!
Trotzdem prägte bis zum Mauerbau in Berlin (13. August 1961) die Flucht das Geschehen, eine Folge der SED-Politik, die das Grundrecht auf freie Wahl des Wohnsitzes durch Gesetze / Verordnungen  systematisch torpedierte.
Nach dem "Mauerbau" wurde die Verfassung der DDR (6.April 1968) "erneuert und ergänzt", wen wundert´s; das Recht auf Auswanderung war komplett gelöscht.
Wer trotzdem weg wollte (aus welchen Gründen auch  immer), geriet schnell ins Visier des unbarmherzigen Staatsapparates, nunmehr bezeichnet als "negativ-feindliches Element".
Damit wurden "unsere Menschen" (in der DDR sagte man zu allem "unser") charakterisiert, die eigentlich nichts weiter als ureigenste Menschenrechte einforderten.
 
Ein Postgeheimnis verschwand ebenso urplötzlich, dafür entstanden dann "Speziallabors" des MfS (Briefe öffnen, kopieren, ohne Spuren wieder verschließen), die auch Handschriften und damit den Schreiber ermitteln konnten (Brief mit falschem Absender). Die riesigen Abhörzentralen speicherten Tag und Nacht die Telefongespräche, der normale DDR-Bürger kämpfte vergeblich Jahre um einen Telefonanschluß, denn die Technik und die "Horcher" ließen die Erweiterungen des Netzes nicht zu.
Es dauerte viele Jahre, bevor sich der SED-Staat notgedrungen bereit erklären mußte, mit neuen Verordnungen bestimmten Personen das Recht auf Antragstellung (Ausreise) einzuräumen. Das war 1983 nur ein eng begrenzter Personenkreis (Rentner, Invaliden usw.).
Alles dies geschah aber nur auf Druck der "KSZE" Konferenzen (1983 und 1988).
 
Aber die DDR-Polit-Führer legten dies natürlich so aus, wie sie es brauchten.. Bis zum Jahr 1983 wurden Antragsteller sofort als "rechtswidrig" eingestuft und damit in die Ecke der Kriminellen gedrängt. Man konnte schnell zum Häftling werden, denn Justiz und Strafvollzug hatten die SED-Direktiven auszuführen, ohne Wenn und Aber.
Noch bis Dez. 1988 wurden die "rechtswidrigen Antragsteller" in "Übersiedlungsersuchende" (ÜE) von Staats wegen umbenannt. Erst ab 01.01.1989 gab es offizielle Antragsformulare !
 
Der Stasi-Apparat betrachtete die immer größer werdenden "Unruhe" in der DDR mit großer Sorge, es waren zwar SED-Hörige , aber keine dummen "Horch & Guck"-Mitarbeiter.
Die Politoberen in der Siedlung Wandlitz hatten aber ihre eigenen Vorstellungen vom Aufbau des Sozialismus und hatten den Kontakt zum "Volk" schon lange verloren, schotteten sich immer mehr ab, gingen dem Polit-Nachbar aus dem Weg oder lieber ihren kostspieligen Hobbys nach (lies "Ich war Butler beim Politbüro" von Gerd Schmidt, erschienen 1999 bei GNN).
 
In den Jahren 1972-1982 waren es noch relativ wenige "Antragsteller" im DDR-Maßstab. Aber es wurden immer mehr !
Die Zahl der "Antragsteller" stieg  etwa ab 1983 gewaltig an, die "Ausreiser" machten ohne Furcht mit öffentlichen Aktionen bis hin zu Botschaftsbesetzungen auf sich aufmerksam.
Was tun? Dieses für die SED bedrohlich aufgestaute Gemisch drohte zu explodieren...
Das Regime griff zu einer überraschenden Lösung und entließ 1984 in einer Ausreisewelle diese "Feinde, kriminelle Elemente und Unverbesserlichen" (21.000 Ausreiser) in die BRD.
Aber es waren für die SED nur Wege in die Sackgasse.
 
Trotz verschärfter Repressionen und tausenden Ermittlungen des MfS gegen die "Feinde des Sozialismus" gelang es nicht, die Zahl der Ausreisewilligen "zurückzudrängen" !
Aus der Geschichtsschreibung wissen wir, dass die unglaubliche Anzahl der Antragsteller (und Flüchtlinge über CSSR, Ungarn) als "Abstimmung mit den Füßen" zum schnellen Ableben des "1. Arbeiter- und Bauernstaates" beitrug.
Die Arbeiter und Bauern, vor allem qualifizierte Bürger, immer mehr junge Menschen, ganze Familien wollten "nur noch raus! ".
Das Volk wollte sich befreien, niemand wollte als "Letzter das Licht ausmachen" !
 
Eine große Rolle in der deutschen Politik spielte die immer noch "offene deutsche Frage". Die Politiker in der BRD und der DDR hatten die "Einheit Deutschlands" nicht erwartet, und viele waren total peinlich überrascht, was das "Volk" der DDR entschied.
Denn es war der eiserne Wille der ostdeutschen Bürger, ihre Zukunft endlich selbst zu bestimmen und das ging seit dem niedergeschlagenen Volksaufstand vom 17. Juni 1953 ( mit Hilfe der Sowjetarmee) nur durch Flucht oder Ausreise aus der "DDR".
 
Besonders die "Antragsteller auf Ausreise", diese >Unbelehrbaren< trugen ganz wesentlich dazu bei, dieses unmenschliche SED-Regime als Diktatur zu entlarven. Die gesamte Gesellschaft geriet in größte Unruhe, wurde demoralisiert, aufgerüttelt und zum Nachdenken gezwungen.
Diesen Antragstellern sollte Dank und Anerkennung gezollt werden, dass sie einer widerständigen Bewegung angehörten, die die SED in die Ohnmacht und damit die Diktatur zum totalen Kollaps (unblutig) führte !
Diese mutigen Bürger stießen dennoch bei der Bevölkerung in der DDR, aber auch in der BRD, keineswegs immer durchweg auf ein positives Echo.
 
Der ideologische Kampf von SED und MfS gegen die "Ausreiser" trug bedauerlicherweise auch Früchte.
Sie mußten häufig als Sündenböcke für alle nur möglichen Mißstände in der DDR herhalten, ja, sogar kirchliche Würdenträger distanzierten sich von der Ausreisebewegung.
Auch Teile der sich neu gebildeten DDR-Opposition und einflußreiche Vertreter der westdeutschen öffentlichen Meinung schlugen mit moralischen Keulen auf die Antragsteller ein.
Noch heute wollen viele Deutsche in Ost und West nicht wahrhaben, dass die "Abstimmung mit den Füßen", also ein "Widerstand mit einem Ausreiseantrag" der tatsächliche Seismograph für den Zustand der DDR und damit ein Keim ihres Unterganges war !
 
Diese Spuren wirken offensichtlich auch heute noch nach.
Wenn von Opposition und Widerstand in der DDR die Rede ist, so wird in der Regel leider zuletzt und zumeist fragwürdig an die Ausreiseantragsteller und ihrer Leiden, der vielfachen Repressalien und ihrer Vermögensverluste  gedacht. (siehe "neues Unrecht")
 
Es ist wohl bisher namentlich niemand bekannt, der von Vertretern der deutschen Regierung wegen seines solidarischen Engagements in der "DDR-Ausreisebewegung" öffentlich gewürdigt wurde oder eine führende Position in der Regierung besetzen konnte...
Die wissenschaftliche Geschichtsforschung wird die Ursachen und die maßgeblichen politischen "Verhinderer" dazu einst an den Pranger der Geschichte stellen.