[Willkommen !] [Das "Ersuchen"] [Eine Würdigung] [DDR-Sozialismus] [Neues Unrecht] [Impressum]

Willkommen !

Das "Ersuchen"

Eine Würdigung

DDR-Sozialismus

Wir im Jahr 1989

Handwerk DDR

Welche Gründe ?

Unser Antrag

Dokumente

Antragsteller

Psychiatrie DDR

SED - Kader

Neues Unrecht

Epilog

Literatur / Quellen

Meine Links

Kontakte

Impressum

Unser Antrag auf "ständige Ausreise", eine Dokumentation des Widerstandes, der Repressionen, Schikanen, unserer Leiden...
 
 
Eine Zeittafel: Chronologie des Mutes und unserer Leiden
 
· 28.04.1986  formloser Antrag per Post-Einschreiben an die "Abteilung Inneres" Dresden-Süd, unterschrieben von Fritz, Sigrid und Birgit Schaarschmidt !
 
· 07.05.1986 Termin: schriftlich wurden wir vorgeladen zur 1. Aussprache (wie ein Verhör). Drei Genossen der Abtlg. "Inneres" beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd befragten uns 45 Minuten zu den Gründen der Antragstellung. Ausfürliche Befragung zur Person. Wir erhielten eine Auflage, bis zum 14.05.86 eine exakte "Verwandtenaufstellung" abzuliefern.
· 14.05.1986  Termin der Abgabe der Aufstellung aller unserer Verwandten in Ost und West
· 05.06.1986 Meine Frau Sigrid wird auf ihrer Arbeitsstelle (VEB Polypack, Werk V, Dresden-Gittersee) in die Kaderleitung zitiert. Befragung zu Gründen der Antragstellung und Drängen auf Rücknahme des Antrages. Wortführer ist ein Gen. Bär von der Abteilung "Inneres", anwesend stellv. Werkleiter Gen. Friedrich sowie Kaderleiterin Frau Stephan
·  16.10.1986  9.30 Uhr Meine Frau und ich werden in die 72. POS (Schule) in unserem Wohngebiet Dresden-Coschütz "eingeladen". Die amtierende Direktorin Genossin Hecht erklärt uns im Beisein der Klassenleiterin Frau Uhlig und unserer Tochter Birgit, dass erst jetzt die Abteilung "Volksbildung" beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd vom Ausreisenantrag der Familie Schaarschmidt erfahren habe ! Daher wird die uns bereits zugesandte "Delegierung" vom 30.09.1986 zur Erweiterten Oberschule (EOS Dresden-Plauen) ungültig und zurückgenommen. Wir sind geschockt... So unmenschlich unterbrechen die SED-Funktionäre für einen jungen andersdenkenden Menschen die Schullaufbahn, trotz bester Leistungen und Auszeichnung. Die Klassenleiterin, Frau Uhlig, meint zum Abschluß der Aussprache: "es tut mir leid..." (Frau Uhlig war immer korrekt, sachlich und nett und kein Mitglied der SED !)
·  17.10.1986  14.00 Uhr Tochter Birgit erhält in der Schule eine "Bewerbungskarte für eine Lehrstelle" ausgehändigt. Viel zu spät, da alle "Lehrstellenvergaben" schon gelaufen sind.
Wir als Eltern wurden nicht verständigt.
·  18.10.1986 Einschreiben an Genossen Jörke, Rat der Stadt Dresden (Abteilg. Inneres): Wir erwarten beschleunigte Bearbeitung unseres "Antrages auf Ausreise aus der DDR" und teilen mit, dass deswegen ein Verkauf meines Handwerksbetriebes in Abstimmung mit der "Abteilung ÖWV" erfolgen könnte - keine Antwort erhalten -
· 20.10.1986 (Poststempel) Beschwerdebrief wegen Rücknahme der Delegierung meiner Tochter zur "EOS" an den Rat der Stadt Abtlg. Volksbildung
· 13.11.1986  7.30 Uhr : Ich versuche, mit der Stadtbezirksschulrätin Genossin Kallert tel. zu sprechen. Sekretärin Otto meint: "Sie ist nicht zu finden, bitte mittags wieder anrufen" -Danke-
· 13.11.1986 13.30 Uhr : Es ist nun "mittags", wieder Anruf im Sekretariat der Genossin Kallert. Jetzt verbindet man mich mit einem Stadtschulinspektor namens Wagner.
Antwort: "Die Beschwerde habe man erhalten. Die 72.POS wird mit der Klärung des Sachverhaltes beauftragt. Da aber die Direktorin Genossin Hecht erkrankt ist, wird dies der stv. Direktor der Schule Genosse Schmidt erledigen."
· 14.11.1986 10.00 Uhr: Es findet die "Aussprache" mit Genossen Schmidt in der 72. OS statt.
Ergebnis/Zitat: "Die Direktorin Hecht hätte in Unkenntnis der gesetzlichen Bestimmungen über die Delegierung unserer Tochter Birgit zur EOS falsch entschieden. Da  Birgit politisch nicht mehr zuverlässig ist und nicht willens, weiter der DDR zu dienen (!), ist eine Weiterbildung mittels 11. und 12. Klasse nicht mehr möglich.
·  25.11.1986  12.00 Uhr: einbestellt sind wir zur Klärung des Sachverhaltes der EOS-Delegierung zur Abteilung "Volksbildung beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd" Zimmer 112.
Anwesende: -wir (Familie Schaarschmidt)
- Stadtbezirksschulinspektor Wagner
- Stadbezirksschulinspektorin  Kallert
Ergebnis/meine Notizen: " Eine EOS-Delegierung ist ungültig geworden. Es wird aber nach einer Lehrstelle entsprechend der Fähigkeiten der Tochter gesucht werden, die bis zur Ausreise absolviert werden kann. Sie werden sich seitens der Abteilg. Volksbildung umgehend mit dem Berufsberatungszentrum der Stadt Dresden in Verbindung setzen. Man gibt uns die Anschrift, wir sollen dort vorsprechen."
Dauer des Gesprächs:  12.15 - 12.40 Uhr
· 27.11.1986 13.00 -14.00 Uhr:  Vorsprache im Berufsberatungszentrum der Stadt Dresden. Ein Herr Meffert berät uns und sagt ausdrücklich, dass es "zu spät" sei mit einer Lehrstelle für Birgit, denn fast alle Lehrstellen/Ausbildungsplätze seien ja schon  vergeben, dafür gebe es festgelegte Zeiträume. Es sind nur noch "ganz wenige" vermittelbar, zudem wären viele Betriebe angewiesen, keine "Antragsteller" zu nehmen... Danke.
· 28.11. - 01.12.1986  ergebnislose Anrufe nach offenen Lehrstellen bei folgenden Betrieben - Antwort immer "NEIN":
- VEB Energieversorgung Dresden, Genossen Mehnert und BT 1, Frau Schneider (Ruf 4683370 bzw. 4683281) -Elektrozeichnerin-
- VEB Getränkekombinat Dresden (Ruf4664296) -Lebensmitteltechnik-
- VEB Reifenwerk Dresden-Coschütz (Ruf 4642220)
- VEB Wasserwirtschaft, Projektierung (Ruf 4862248) -Bauzeichner-
- VEB "BMK" Dresden-Schnorrstr. 70, Frau Freudenberg (Ruf 4651209) -Bauzeichner-
- VEB "VTK" Dresden (Ruf 4655364) -Bauzeichner-
- VEB Gebäudewirtschaft Dresden, Pöppelmannstr. 2 (Ruf 4598214 und 4593271)
- VEB Elektromaschinenbau "Sachsenwerk" Dresden-Niedersedlitz
- Centrum Warenhaus Dresden (Ruf 4847335)
- HO Industriewaren Dresden (Ruf  52227)
- KONSUM Dresden (Ruf 32917 und 87151)
· 01.12.1986 Wir sind echt mutlos nach diesen vielen erfolglosen Anrufen wegen einer Lehrstelle für unsere Tochter, und entscheiden uns, jenen Herrn Meffert vom "Berufsberatungszentrum" nochmals anzurufen (Ruf 4951390 und 4951378). Er erklärt, es gäbe keine weiteren nicht besetzten Ausbildungsplätze !
Wir sollten uns unverzüglich bei der Abteilung Berufsausbildung  und -lenkung im Rathaus der Stadt Dresden vorstellen. Zuständig sei eine Frau Mai (Tel. 4882041) im 1.Stock, Zimmer 129.
· 02.12.1986 Meine Gattin ruft bei der uns genannten Frau Mai an und schildert die prekäre Situation unserer Tochter. Sie (Mai) will alles noch Mögliche versuchen, eine Lehrstelle "aufzutreiben" und bittet uns, gemeinsam mit Birgit am  Dienstag, 09.12.1986 im Dresdner Rathaus (Rat der Stadt), Zimmer 129 vorzusprechen.
· 09.12.1986 14.00 Uhr:  Termin bei Frau Mai in der "Berufslenkung" beim Rat der Stadt Dresden.
Sie teilt uns freudig mit, Tochter Birgit könnte eine Lehrausbildung beginnen zum Konditor, zum Straßenbahnfahrer oder zum Bauzeichner. Birgit entscheidet sich für Bauzeichner. Frau Mai vermittelt uns einen Termin bei der Reichsbahndirektion Dresden (Abteilung Ausbildung). Danke.
· 12.12.1986  14.00 Uhr: Pünktlich erscheinen wir alle zum Einstellungsgespräch im Gebäude der Deutschen Reichsbahn (Dresden, Wiener Str. 5b). Ein maßgeblich Verantwortlicher, ein Herr Dr. Pfaff, führt mit uns ein Gespräch. Ihm ist bekannt, dass wir einen Antrag auf "ständige Ausreise" gestellt haben. Das beeinflußt ihn nicht in seiner Entscheidung, auch auf Grund bester Zensuren nach Abschluß der 10. Klasse unserer Tochter einen Lehrvertrag als Bauzeichnerlehrling zu versprechen. Er bittet nur um sofortige Benachrichtigung, falls eine Ausreise vor dem 01.09.1987 erfolgen würde. Dr. Pfaff schickt uns wortgetreu im Januar 1987 den Ausbildungsvertrag zu. Danke, Dr. Pfaff.
Dass unsere Tochter Birgit während der Abschlußprüfungen Ende April 1989 die Ausreise genehmigt wird und sie die Ausbildung nicht vollenden kann, ist dann nicht so gut. Innerhalb von wenigen Tagen arbeiten wir den "Laufzettel" ab. Von ihrem Lehrbetrieb Reichsbahn sowie von der Volkshochschule Freital (Abendkurse 11. und 12. Klasse) erhält sie als "Klassenfeind" keine Zwischenzeugnisse oder Bescheinigungen.
- Die linientreuen Genossen ahnten nicht, dass die verfehlte menschenfeindliche SED-Politik die DDR zum Tode verurteilt hat...
· 10.01.1987 meine Frau Sigrid hält es im bisherigen Betrieb nicht mehr aus. Um weiteren Schikanen aus dem Weg zu gehen, stelle ich sie als "mithelfende Ehefrau" in meinem Elektroinstallationsbetrieb ein
· 10.02.1987 Brief an den Rat des Stadbezirkes Dresden-Süd (Abtlg. Inneres) - Bekräftigung unseres Verlangens auf sofortige Ausreise aus der DDR und Ausbürgerung
· 26.05.1987 ohne Termin sprechen wir bei der Abteilung Inneres vor, anwesend 5 Mitarbeiter und wir drei "Antragsteller". Gründe unserer Beschwerde: Immer noch keine Genehmigung zur Ausreise, wie lange dauert das noch? Weitere massive Beschwerde von uns über die schikanösen Maßnahmen der SED-Kader der Abteilung Volksbildung gegenüber unserer Tochter Birgit (geb. 1970). Man hatte ihr wegen bester Zensuren, aber in Unkenntnis unserers Antrages auf ständige Ausreise, eine Delegierung zur "Erweiterten Oberschule" (EOS=heute Gymnasium) erteilt.
· 16.07.1987  Brief - "Eingabe" an Erich Honecker (natürlich keine Antwort) mit der Bitte um Hilfe bei unserer Angelegenheit der Ausreise und auch im Hinblick auf die willkürlich unterbrochene Schulbildung unserer Tochter. (Sie war ja nach Abschluß der 10. Klasse auf Antrag der Schule wegen bester Zensuren mit der "Lessing-Medaille" in Silber von jener "Abtlg. Volksbildung" ausgezeichnet worden !)
· 23.07.1987  Beschwerde an Rat der Stadt Dresden -Volksbildung-
· 29.07.1987  Beschwerde / Eingabe an den Verfassungsausschuß der DDR-Volkskammer in Berlin, weil nach unserer Meinung durch die Dresdner Schulbehörden gegen das DDR-Grundgesetz verstoßen wurde (gleiches Recht auf Bildung für alle Bürger). Außerdem erwarten wir in diesem schikanösen Fall, dass wir sofort ausreisen dürfen.
· 20.08.1987  14.00  - 14.30 Uhr  Auf Grund unserer massiven Beschwerden und Eingaben werden wir zum klärenden Gespräch in die "Abteilung Volksbildung" der Stadt Dresden ins Rathaus einbestellt. Ein Funktionär stellt sich als stellv. Stadtschulrat vor, es ist einer der Stadtschulinspektoren, Genosse [Name bekannt]. Weiterhin anwesend, aber zumeist sprachlos, der uns bekannte Genosse Görmer von der Abteilung "Inneres" beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd, der uns einmal als zuständiger Sachbearbeiter genannt wurde.
Fazit und Aussage: Antragsteller sind Staatsfeinde und eine bessere Schulbildung käme hier aus "politischen Gründen" für unsere Tochter deshalb nicht infrage, selbst wenn unser Antrag jetzt zurückgezogen würde! An dieser Entscheidung würde trotz unserer hier vorliegenden "Eingaben an die Staatsorgane" sich nicht ändern. Punkt.
· 14.10.1987 Termin: wir erhielten eine schriftliche Aufforderung, zwecks "Klärung eines Sachverhaltes" in der Abtlg. "Inneres" zu erscheinen. Durch Sachbearbeiter Genossen Görmer wurden wir in Anwesenheit eines Genossen Stadtschulinspektors [Name bekannt] vom Rat der Stadt Dresden belehrt und informiert, dass auch unsere Eingabe an den Verfassungsausschuß der Volkskammer vom 29.07.1987 abgewiesen worden ist. Genosse [Name bekannt] erklärte uns diese Entscheidung: "Nichtzulassung zum Schulbesuch der EOS". Eine andere Entscheidung käme nicht infrage !
Gleichzeitig informierten wir offiziell den Genossen Görmer, dass der Elektrohandwerksbetrieb "Elektro-Schaarschmidt" in Dresden-Coschütz an einen vom Stadtbezirk benannten Nachfolger per 30.04.1987 verkauft worden ist. Der Nachfolger Elektromeister E.Güttler erhielt vom zuständigen Stadtbezirksrat Herrn Runge die Genehmigung, uns als Arbeitnehmer hier weiter zu beschäftigen. Herr Güttler hat uns immer freundlich und korrekt behandelt. Danke. Obwohl wir tatkräftig bis zur Ausreise mitarbeiteten, vermuteten die MfS-Genossen ein "Scheinarbeitsverhältnis", nachzulesen in meiner Stasi-Akte.
Dauer dieser "Aussprache" : etwa 3 Minuten, das wars...
· 19.11.1987 Einschreiben (Eingabe/Beschwerde) an die Genossen Renne und Görmer (Fachabteilung Inneres beim Rat des Stadtbezirkes Dresden-Süd) - Übergabe einer schriftlichen Meldung zum Verkauf des Handwerksbetriebens und zur Änderung der Beschäftigungsverhältnisse.
Wir bekräftigen massiv unseren Antrag auf Ausreise, fordern beschleunigte Bearbeitung. Wir kriegen zur Antwort: man hätte darauf keinen Einfluß.
· 28.01.1988 Eingabe / Brief an den Ministerrat der DDR Berlin, z.Hd. Gen. Willi Stoph mit der dringenden Bitte, uns zur Übersiedlung in die BRD zu verhelfen, es wären unsere Menschenrechte.  -keine Antwort erhalten-
· 01.02.1988  Eingabe / Brief an Sekretär des Staatsrates der DDR, Berlin, Genossen Heinz Eichler. Beschwerde über die Nichtbeantwortung unserer Briefe und Eingaben durch die DDR-Staatsorgane. -keine Antwort-
· 09.02.1988  Eingabe / Beschwerde an Zentralkomitee der SED, Berlin Marx-Engels-Platz, z.Hd. Gen. Erich Honecker mit der Schilderung der Lage unserer Familie und der Forderung, uns in die BRD zu entlassen. -keine Antwort-
· 09.02.1988 Eingabe / Beschwerde an SED-Bezirksleitung Dresden, Devrientstraße, z.Hd. Gen. Hans Modrow (per Einschreiben), sich doch bitte persönlich unserer Angelegenheit "Übersiedlung" anzunehmen- -keine Antwort-
· 22.03.1988 Einschreibebrief wegen unserer beantragten "ständigen Ausreise" in die BRD an den bekannten Prof. Vogel, Reiler Str. 4, Berlin.
Wir erwarten von ihm juristischen Beistand in unseren Angelegenheiten gegenüber den zuständigen Behörden- -keine Antwort-
· 17.05.1988 Vorsprache wieder unangemeldet bei der Abteilung Inneres beim Stadtbezirk Dresden-Süd, was dienstags möglich ist. Auf unsere Feststellung, dass wir schon 2 Jahre auf die Ausreisegenehmigung warten und wie lange es noch dauern könnte (wo doch alle Fakten klar sind), erhalten wir auch diesmal keine Antwort...
· 07.11.1988  Beschwerde / Eingabe an Rat des Bezirkes Dresden (Inneres) z.Hd. Genossen Walter Fuchs. -keine Antwort-
· 07.11.1988  Brief an Prof. W.Vogel, Berlin, Reiler Str. 4 (Frage: warum beantworten Sie nicht Briefe der "Antragsteller" ? Wir wollen raus !) -keine Antwort-
 
Alle Briefe wurden per Einschreiben und teils mit Rückschein versandt (Belege noch vorhanden)
_______________________________________________________________________________
 
Ständige weitere Vor-und Aussprachen innerhalb dieser 3 Jahre "Wartezeit" bei den örtlichen Behörden in Dresden habe ich nicht immer  terminlich erfaßt.
Die Genossen wollten uns immer wieder zum Rückzug bewegen und drohten uns nach dem Zwangsverkauf meines Handwerksbetriebes mit Ablehnung: "nun kommen sie nie mehr raus!"
 
Wie haben wir das alles durchgestanden? Wir wurden gedemütigt, schikaniert, zersetzt. Alles wie "von oben" (Eliten der SED, des MfS) angedacht und geplant...
(Dokumentiert auch im Buch von Dr. Wolfgang Mayer "Flucht und Ausreise")
 
  • In der Firma Elektro-Güttler konnten meine Frau und ich weiter beschäftigt werden (bis zur Ausreise), eigentlich noch ein Glück.
· 28.12.1988 nervliche Erkrankung meiner Ehefrau Sigrid
· 11.01.1989  Einweisung meiner Ehefrau in das Bezirkskrankenhaus Arndorf (bei Dresden) -Psychiatrie/Frauen- Station B4/1
· 11.01. bis 28.02.1989 Behandlungszeitraum stationär
· Anfang Januar 1989 übergab uns Genosse Neumann von der Abtlg. Inneres die "neuen Anträge auf ständige Ausreise" mit ausführlichen Erläuterungen. Nur humane Gründe nennen, keinerlei staatsfeindliche Äußerungen ! Alles klar...
· Abgabe der ausgefüllten Anträge  etwa Mitte Januar 1989
· Am 10.04.1989 wurde uns der bekannte "Laufzettel" ausgehändigt
· Die Abarbeitung des "Laufzettels" war ein Hindernislauf durch Institutionen, Betrieben, Ämter... Detaillierte handgeschriebene Lebensläufe zwecks "Vervollständigung der Akte" waren mit abzugeben. Eine einzige letzte Schikane ! Man traf aber überall die gleichen glücklichen  Gesichter der Laufzettelinhaber... (man kannte sich schon), genauer und exakt beschrieben im Buch "Laufzettel" von Dietmar Riemann !
· 28.04.1989  Nach genau 3 Jahren Wartezeit entläßt man uns aus der Staatsbürgerschaft der DDR: Genehmigte Ausreise innerhalb von 24 Stunden! Ziel erreicht. Die SED kann uns mal...
 
Unseren Verwandten in der BRD sei Dank ! Sie hatten innerhalb dieser 3 Jahre die Bundesministerin für Innerdeutsche Beziehungen, Frau Dr. D. Wilms und die Rechtsanwältin Frau Barbara von der Schulenburg -Berlin- mehrfach um dringende Hilfe ersucht.
 
Die interne geheime Genehmigung fand ich in meiner MfS-Akte:
Zitat aus meiner Stasi-Akte vom 28.02.1989 (AZ: KKG, nau-ko, Generalmajor Böhm - Leiter der Dresdner Bezirksverwaltung MfS):
"Da von Familie Schaa. eine Gefahr für die staatliche Ordnung und Sicherheit ausgeht, wird vorgeschlagen, ihre ständige Ausreise nach der BRD aus politisch-operativen Gründen auf der Grundlage des § 10 (3) ... zu genehmigen. Die ständige Ausreise ist bis 1989 im April zu realisieren. gez. Mende / Schubert (Oberstleutnant)."
- Wir waren eine ernst zu nehmende Gefahr für diese DDR -
 
· 29.04.1989  Aufnahme im Durchgangslager Gießen
                    -Endlich Deutscher-