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Das Ersuchen (Antrag auf ständige Ausreise)
 
In der offiziellen Terminologie der DDR-Bürokratie hieß der sogenannte Ausreiseantrag - er war formlos einzureichen und ungesetzlich (bis zum Januar 1989, als Formulare eingeführt wurden) - Übersiedlungsersuchen (ÜSE). Die Antragsteller waren mit ihrer Entscheidung prinzipiell kriminalisiert als "negativ-feindliche Elemente".
 
Im Zeitraum von Mauerbau (13.August 1961) bis zur Maueröffnung (09.November 1989) haben über 500.000 Bürger die DDR legal verlassen! Lange Zeit überwogen in dieser Statistik allerdings Rentner, also Menschen, die relativ problemlos das Land in Richtung "nichtsozialistische Staaten" verlassen durften. Bis im letzten Jahrzehnt der SED-Diktatur (ab 1975, nach der ersten KSZE-Konferenz in Helsinki) zunehmend jüngere und junge Menschen dominierten.
Für diese "Ausreiser" war dieser "legale Weg" äußerst gefährlich und oft mit großen persönlichen Opfern verbunden, z.B. mit Repressalien gegen die gesamte Familie bis hin zum Verlust des Arbeitsplatzes, mit Überwachungen und Bespitzelungen sowie mit strafrechtlichen Verfolgungen, die auch in Haftstrafen mündeten.
Zudem erfolgte die Genehmigung zum Verlassen der DDR erst nach ständigem und hartnäckigem Bekräftigen der Ausreiseabsicht (schriftlich und mündlich) bei den offiziell dafür zuständigen DDR-Behörden, d.h. bei den "Abteilungen Inneres" der Städte und Landkreise. Diese Dienststellen waren natürlich eng mit dem "MfS" verknüpft.
 
Die absichtlich zermürbende Prozedur dieses Genehmigungsverfahrens - der "Staatsfeind" sollte physisch und psychisch zermürbt werden - nahm in der Regel mehrere Jahre in Anspruch (Fälle von 10 Jahren lassen sich benennen) !
Die wiederholte Zurückweisung des "Ersuchens" in dieser Zeit des "Wartens" erfolgte in jedem Fall nur mündlich und ohne Begründung. Außerdem war dieser gefährliche  "legale Weg" weitestgehend mit dem Verlust von Vermögen verbunden (Konten, Immobilien und/oder sogenannten "Kulturgütern der DDR").
 
Die im letzten Jahrzehnt der DDR auftretenden, teils sich neu bildenden Oppositionsgruppen unter dem Dach der (evangelischen) Kirche wurden zu einem sehr erheblichen Teil von "Ausreisern" begleitet - die über weite Strecken auch die sog. Montagsdemonstrationen dominierten und die auf Grund Ihrer Notlage immer mehr zu allem entschlossen waren:
      zu öffentlichkeitswirksamen Provokationen, Botschaftsbesetzungen und Flucht !
Mit der rasant und extrem ansteigenden Zahl von "Antragstellern" - vor allem nach sogenannten Ausreisewellen (große Welle 1984), denen von "oben" in der Hoffnung auf Ventilwirkung stattgegeben wurde - geriet das Ausreisethema, die Frage ob ausreisen oder bleiben, zu einem die Bürger des Landes mobilisierenden Massenphänomen. Es ging der Spruch um: "der Letzte macht das Licht aus".
Diese regelrecht mutierende Tatsache demoralisierte die sozialistische Gesellschaft jener DDR beängstigend - und destabilisierte somit ideologisch und wirtschaftlich das in weitesten Teilen des Volkes verhasste diktatorische Staatsgefüge "DDR" auf Dauer vernichtend ("Abstimmung mit den Füßen").
Hierin besteht die  außerordentliche historische Bedeutung der Ausreisebewegung                          
                          für den Zusammenbruch der SED-Diktatur "DDR" !