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Familie Lusici
Telefon 03542/8721387
E-Mail Dietrich@Lusici.de
Dietrich Lusici und Frau Angela (Aufnahme etwa 1986 im Ostberliner Atelier)
 
1. Antrag auf Ausreise aus der DDR: 1984 (wurde abgelehnt)
2. Antrag auf Ausreise aus der DDR: 1986  (genehmigt)
Beweggründe, Leiden und Schikanen, die wir als Andersdenkende, als nicht linientreue Künstler in der SED-Diktatur erlebten, beschreibt weiter unten im Beitrag der Journalist Dr. P.J.Winters ! Ich könnte es nicht besser...
 
Ich, Dietrich wurde im Februar 1942 als Dietrich SCHADE in Ragow (Spreewald) geboren. Seither werde ich auch als "waschechter Spreewälder" bezeichnet.
Lusici -ich, der Lausitzer- bin im Spreewald aufgewachsen, dort, wo "der Fisch durch die Bäume fliegt". Diese damals noch ganz ursprüngliche Landschaftsidylle hat mich geformt. Sie war für mich so prägend, dass ich 1982 meinen Geburtsnamen SCHADE durch urkundliche Namensänderung ersetzte durch den des hiesigen Ahnengeschlechts "Lusici" ! Nicht schade.
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D.Lusici übersteht 25 Jahre DDR. Nach zwei Ausreiseanträgen und den DDR-üblichen Schikanen, Repressionen, Demütigungen (auch besonders gegen andersdenkende Künstler) gelingt ihm 1986 der Weg in die Freiheit, die Ausreise nach Westberlin wird genehmigt.
Das Künstlerehepaar Lusici lebt und arbeitet überwiegend in Lübbenau-Zerkwitz, aber teils auch in Berlin.
Biographie und die Stationen der erfolgreichen Künstlerlaufbahn lesen Sie bitte auf der Homepage von D. Lusici:
Zur Website des Künstlers D.Lusici
 
Herr Lusici war so nett und hat für diese Website der "Antragsteller auf ständige Ausreise aus der DDR" einen Aufsatz des bekannten und unerschrockenen Journalisten Dr. Peter Jochen Winters, Berlin, zur Verfügung gestellt. Das Einverständnis von Dr. Winters hierzu liegt vor.
Dieses Schriftgut beleuchtet Leben und Arbeit des Künstlers Dietrich Lusici in brillianter Weise. Die wichtigsten Abschnitte aus dem Schreiben Dr.Winters darf und möchte ich hier  zitieren:
 
   "Als Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ) war ich von Juni 1977 bis zm 2. Oktober 1990 als ständiger Korrespondent jener Zeitung in Ost-Berlin und der DDR akkreditiert.
Im Frühjahr 1984 lernte ich LUSICI kennen. Er lebte mit seiner Frau und zwei kleinen Töchtern in einem Wohnblock des Ostberliner Stadtbezirks "Prenzlauer Berg", unweit des Sektorenüberganges Bornholmer Straße. Die ebenerdige, direkt an der Straße gelegene Wohnung, deren größter Raum als Atelier diente, war so feucht und kalt, daß sie auch an heißen Sommertagen geheizt werden mußte. Aus seinem "Künstlergarten" in einer Kleingartenkolonie nahe der Sektorengrenze [Mauer] , seinem Atelier, in dem er malte und als Bildhauer arbeitete, war er gerade vertrieben worden. Denn der kommunistischen Ordnungsmacht paßte dieser unangepaßte "Kleingärtner" nicht, schon gar nicht an diesem Ort. Der Verlust dieser Oase der Kreativität, wo er Kunst und Natur zu ihrem Recht kommen ließ, bedrückte ihn schwer.
  Aus dem Meisterschüler bei Werner Klemke an der Akademie der Künste der DDR der Jahre 1977 bis 1979 war ein Künstler geworden, den die Behörden der DDR voller Mißtrauen beobachteten und durch allerlei Schikanen "fertig" zu machen suchten! Denn er war ein Unangepaßter, einer, der fernab des geforderten "sozialistischen Realismus" im Streben nach künstlerischer Freiheit tapfer seinen eigenen Weg ging, die Welt als Schöpfung begriff, gegen die Zerstörung der Umwelt mit seinen künstlerischen Mitteln protestierte...
1974 erhielt er den 1.Preis und eine Goldmedaille im UNESCO-Wettbewerb "Wasser ist Leben" auf der Plakatbiennale in Warschau. Doch seine Hoffnung, die dem Thema "Umweltschutz" gewidmeten Plakate der Jahre 1968 bis 1975 in der DDR öffentlich zeigen zu können, wurde durch restriktive Maßnahmen von Behörden und Verbänden nahezu unmöglich gemacht.
Ausstellungsmöglichkeiten fand er fast nur in den Räumen der ev. Kirche. Einige von ihm "privat" hergestellte Postkarten und pro forma "Nur zum innerkirchlichen Gebrauch" aufgedruckten Hinweise auf seine Arbeiten fanden nur eine begrenzte Öffentlichkeit. In den Verband BIldender Künstler der DDR unter seinem Präsidenten Willi Sitte wurde Lusici niemals aufgenommen, wodurch ihm Ausstellungs- und Verdienstmöglichkeiten, aber auch eine soziale Sicherung verwehrt wurden.
Der Künstler Lusici befand sich - als ich ihn kennenlernte - in einer bedrückenden Zwangssituation. Da er sich keine Leinwand leisten konnte, malte er auf alten Teppichen, die er in Sperrmüllcontainern fand, und entdeckte Buchübermalungen...
Immer mehr war er in einen unauflöslichen Gegensatz zu den marxistisch-leninistischen Machthabern geraten...
Während er sich in seinen "Tagesblättern" wie auch in seinem malerischen Werk meist in Chiffren und Farbsymbolik äußerte, zeigte er seine Kritik in Buchübermalungen offen und  kämpferisch - verbarg diese Arbeiten aber sorgfältig vor den Blicken Fremder. Sie bedeuteten in der Tat ein nicht geringes Risiko. Wären sie entdckt worden oder gar in falsche Hände geraten, hätte das gegen Ende der siebziger Jahre verschärfte politische Strafrecht den DDR-Sicherheitsorganen [Stasi] Möglichkeiten genug geboten, den unbotmäßigen Künstler zu kriminalisieren...
Lusici hatte  bereits 1984 einen Ausreise-Antrag für sich und seine Familie gestellt, der abgelehnt worden war. ich erklärte mich bereit, sein Vorhaben zu unterstützen. Dabei waren wir uns von vornherein im Klaren, daß nur eine legale Übersiedlung in Frage komme. Nur eine solche bot die Chance, das künstlerische Werk mit in den "Westen" nehmen zu können...
Während meiner Korrespondenten-Zeit in der DDR hatte ich nicht nur engen Kontakt ... zu Dienststellen der BRD und des Berliner Senats, sondern auch enge Beziehungen zu den Kirchen der DDR, vor allem aber zu dem u.a. mit der "Familienzusammenführung" beschäftigten Ostberliner Rechtsanwalt Wolfgang Vogel. Daher wußte ich genau, wie "legale Ausreisen" aus der DDR zu bewerkstelligen waren. Zunächst mußten wir eine "verwandte" Person im Westen finden, die - aus Alters-und Krankheitsgründen und zur Betreuung und Pflege - die Übersiedlung der Familie Lusici bei den dafür zuständigen Stellen der BRD beantragte. Ein plötzlich aufgetauchter "Onkel" aus Wuppertal tat dies umgehend.
Als dann sein Antrag auf der Bonner Wunschliste bei der von der Bundesregierung beauftragten Berliner Rechtsanwältin Gräfin von der Schulenburg vorlag, gelangte mit besagter Liste der Name Lusici nach Ost-Berlin. Gräfin v.d. Schulenburg benachrichtigte mich, dass nun die Familie Lusici einen Antrag auf Übersiedlung zum "Onkel" nach Wuppertal stellen müsse, umgehend. Endlich, dieser Antrag wurde nun genehmigt! 1986 übersiedelte die Fam. Lusici und dem gesamten küntlerischen Werk nach West-Berlin über.
  Dem Ministerium für Staatssicherheit (MfS) der DDR war die enge Verbindung zwischen dem Künstler und mir, dem West-Korrespondenten, nicht verborgen geblieben. Das ergibt sich aus meiner Stasi-Akte..., unter anderem vom MfS ermittelt:"Weiterhin gelangten Hinweise zu Interstützungsmaßnahmen des Ehepaares Winters für einen DDR-Bürger zur Kenntnis, der Mitte 1985 aus der DDR auszureisen beabsichtigte. Bei diesem DDR-Bürger handelt es sich um einen Kunstmaler... Diese Person wurde einerseits von Winters dahingehend beraten, welche Vorgehensweisen angebracht seien, um eine Genehmigung zur Ausreise aus der DDR zu erreichen. Andererseits war der F.A.Z.-Journalist für den DDR-Bürger als Kurier tätig. Weiter wurde bekannt, daß das Ehepaar Winters Bilder des Malers in Verwahrung genommen hatte. Diese Bilder wurden zum Teil im Auftrag verkauft...oder aber auf Ausstellungen vermittelt."
Bereits im Mai 1985 hatt die Hauptabteilung II/13 des MfS ermittelt, daß es sich bei dem Kunstmaler um Lusici handelte, mit wem er verheiratet war und wo diese Familie wohnte. Sie alle seien "erfaßt für die Bezirksverwaltung Berlin, Kreisdienststelle Prenzlauer Berg" der Stasi und hätten "nach einer Ablehnung 1984 erneut einen Antrag auf Übersiedlung in die BRD/WB gestellt."
gez. Dr. Peter Jochen Winters,  Berlin, im Februar 2006
[Anmerkung: Viele Antragsteller hätten sich Kontakte zu solchen Menschen wie dem mutigen Ehepaar Winters gewünscht, aber das war wohl fast nur in Berlin möglich...]
 
 
Hier möchte sich Herr Lusici mit einem seiner bekanntesten Werke vorstellen:
"Engel für Franz Fühmann", Tagesblatt vom 11.07.1984 zum Tod des aufrechten DDR-Schriftstellers Fühmann am 08.07.1984