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Familie Riemann
E-Mail D.Riemann
Familie Riemann, 1986 vor bereits (viel zu früh...) gepacktem Umzugsgut in ihrem Haus in Ostberlin
 
Frau und Herr Riemann waren bis 2014 selbständige Fotografen in 74821 Mosbach.
Wartezeit auf DDR-Ausreise: 4 Jahre !
Früherer Wohnsitz: Berlin
Verlust von Vermögen: u.a Einfamilienhaus, Rückübertragung nach dem Beitritt der DDR zur BRD abgelehnt... ("neue Gesetze" oder "alles nach DDR-Recht geschehen")
 
Dietmar Riemann ist Autor des bekannten Tagebuchs seiner DDR-Ausreise "Laufzettel", erschienen in den Biografischen Quellen Band 3 der BStU, siehe unter www.bstu.bund.de (erschienen 2005 im Verlag Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen)
 
Bericht über die Gründe unserer Ausreise aus dem SED-Staat "DDR":
Es ging uns relativ gut in jener grauen Einheits-DDR, meiner Frau, meiner kleinen Tochter und mir - jedenfalls gemessen an unserem noch graueren Umfeld. Ich meine: in wirtschaftlicher Hinsicht, denn wir besaßen ein schönes Einfamilienhaus am Rand von Ostberlin, nahe dem Müggelsee gelegen. Es war das Erbe der Vorfahren. Wir waren "bürgerlich" eingerichtet und hatten einen PKW "Wartburg" in der Garage; später, als das Geld in Folge von Arbeitslosigkeit wegen der "Antragstellung" knapp wurde, freilich nur noch einen "Trabbi". Vor allem aber: Wir hatten Arbeit, die uns auch noch am Herzen lag und zudem ein reichliches Einkommen in DDR-Mark bescherte. Da konnte man auch schon mal ein paar dieser "Aluminiumchips" in harte Währung (D-Mark) umtauschen, was allerdings strafbar war... Dieses echte Westgeld haben wir dann wiederum in sogenannte Forumschecks verwandelt, in die höchst begehrte zweite Währung in der DDR. Denn dann konnte man in den "Intershops" viele Waren aus dem Westen einkaufen. Umtauschhergang sicher erfunden vom SED- Devisenbeschaffer Schalck-Golodkowski.
Na ja, so ziemlich alles war Mangelware in dieser DDR-Diktatur oder streng zugeteilt. Es fehlten auch die berühmt-berüchtigten Bananen - das bitte ich, lediglich als Sinnbild zu verstehen...  Aber im Ernst: Verläßt man deshalb seine Heimat...? Ich beispielsweise habe als freiberuflicher Fotograf gearbeitet und fast ausschließlich Fotos für Kunstbildbände geschaffen. Sogar Bücher mit sogenannten freien Arbeiten durfte ich veröffentlichen - allerdings gegen große Widerstände, denn meine Themen waren nicht im Sinne der SED-Getreuen. Nun, es war eben leider trotzdem ein "kleines verpisstes Land", diese DDR - so hat das Ulrich Mühe in einem SPIEGEL-Interview kurz vor seinem Tod formuliert. Ja, das Land war voller abgestumpfter Mitmacher und Spitzel, die  berüchtigten IM`s gab es haufenweise (in jeder Straße, jedem Wohnblock, jedem Dorf) und zudem war es auch noch von einer tödlichen Mauer umgeben. Ein Entkommen gab es nicht...
Irgendwann, in der Mitte der siebziger Jahre, unterschrieben die SED-Herrscher internationale Abkommen, die ein "legales" Überwinden der DDR-Grenzen ermöglichte - vorausgesetzt, man brachte den Mut und die Kraft (seelisch) auf und kalkulierte den Verlust von Freunden, Verwandten, Heimat und Eigentum wohlwissend ein! Die Oberen des DDR-Politbüros ahnten offenbar nicht, worauf sie sich mit jenen Unterschriften einließen, denn sie unterzeichneten bereits damals (erstmals 1975 in Helsinki) ihren programmierten Untergang. Freilich, leider sank die "DDR-Titanic" verdammt zu langsam...
Meine Frau und ich waren im Januar 1986, als wir uns zur Antragstellung auf "Entlassung aus der Staatsbürgerschaft" und damit zur ständigen Ausreise aus der DDR entschlossen, erst 35 Jahre jung. Wir wollten nicht warten auf das Unvorstellbare, dem ersehnten Zusammenbruch des verbrecherischen kommunistischem Systems "DDR" oder warten auf das Rentenalter. Erst mit Eintritt in die Rente durften DDR-Bürger ohne Probleme in den Westen reisen oder legal ausreisen.
Für den beschwerlichen und gefährlichen Weg nach "Drüben" haben wir dann fast 4 Jahre gebraucht - vier Jahre als Feinde der DDR gelebt. Wer mehr über diese unsere Zeit erfahren will, aber auch über andere "Fälle" und über den mühsamen Alltag, der sollte mein im Verborgenen geschriebenes Tagebuch "Laufzettel" lesen. Das Schriftgut meines Ausreise-Tagebuches habe ich unter großen Ängsten und Gefahren versteckt und abschnittsweise nach Westberlin schmuggeln können... Verkürzt kann man diese genauen Dokumentationen "Ausreise" auch auf meiner Website "DDR-Fotografie" finden - dort verbunden mit vielen Fotografien aus dem letzten Jahrzehnt des Möchtegern-Arbeiter-und-Bauern-Staates. Es war ein langes, an der Seele fressendes Ausreiseverfahren, das bleibende Narben zurückließ, sicher bei einem Großteil der DDR-Widerständler, zu denen die riesige Gruppe der "Ausreiser" gehört. Diese im Stasi-Jargon bezeichneten "negativ-feindlichen Elemente", das waren Andersdenkende, sollten schließlich psychisch und physisch vernichtet und  zersetzt werden, größtmöglichst geschädigt werden. Zersetzung - das war ein extra eingeführtes Fach an der Stasi-Hochschule in Potsdam...
Natürlich gibt es schlimmere Erlebnisse und Geschichten, Inhaftierungen, Zwangsadoptionen, als sie meiner kleinen Familie zustießen. Wie schnell konnte man in der DDR zum politischen Häftling gemacht werden, und in entsetzlichem Stasi-Strafvollzug dahinvegetieren. Immer in der Hoffnung, freigekauft zu werden. Die Suizide und "ungeklärten" Todesfälle in den Zuchthäusern hat noch niemand untersuchen lassen.
Gegen Ende des zweiten Halbjahres 1989, kurz vor dem Öffnen der Mauer - die von den Sowjets verlassenen greisen DDR-Machthaber dachten noch über eine "chinesische Lösung" nach - durften wir endlich gehen. Mit leeren Taschen, versteht sich, und wissend um die Probleme, die uns bevorstehen würden...
Wir haben es gepackt, auch durch unsere mutige Ausreise haben wir zur deutschen Wiedervereinigung ein großes Stück beigesteuert ! Dafür Dank ? Von wem ? Von diesen Regierungen seit 1990 jedenfalls nicht...
 
Dietmar Riemann, Mosbach
Fotografie DDR
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