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Willkommen !

Das "Ersuchen"

Eine Würdigung

DDR-Sozialismus

Wir im Jahr 1989

Handwerk DDR

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Unser Antrag

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Antragsteller

Psychiatrie DDR

SED - Kader

Neues Unrecht

Epilog

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Impressum

Familie Bartmuß
E-Mail gerd.bartmuss@freenet.de
 
Unsere Gründe: für unsere Kinder die Zukunft sichern, in Freiheit und ohne SED-Bevormundung leben!
Bereits seit Mitte 1985 begannen wir in unserer Familie Varianten einer Ausreise aus der DDR zu diskutieren.
Wir waren sehr unzufrieden mit den politischen Zuständen in jenem System, fühlten uns diskriminiert, gegängelt. Meine Frau Ute war Lehrerin und sollte ihre Schülerinen und Schüler für Dienste in der "Volkspolizei/Kriminalpolizei" und/oder "Nationale Volksarmee" begeistern und werben! Hinzu kam, dass nur Kinder linientreuer Eltern zur "EOS" (DDR-Gymnasium) delegiert wurden, beste Zensuren spielten da keine Rolle.
In unserem Freundes- und Bekanntenkreis waren wir umgeben von lauter Ausreisewilligen, wo wir uns dann bei Treffen gegenseitig motivierten, über die Verhältnisse in der DDR sprachen. Ergebnis: "wir wollen auch raus!"
 
Eine befreundete Familie war in ähnlicher Zwickmühle, hier war "ER" der Lehrer, "SIE" ein Ingenieur. Als sie dann offiziell bei den zuständigen DDR-Behörden ihren "Antrag auf ständige Ausreise" stellten, ging das bekannte Desaster los! ---
Der Mann flog sofort aus dem Schuldienst und wurde arbeitslos. Die Frau wurde als Ingenieurin zu Hilfsarbeiten im Betrieb umgesetzt, degradiert.
Diese ganzen Schikanen, Entwürdigungen und Repressalien an unseren Freunden dauerten 3 Jahre an, bis zur glücklichen Ausreise aus dieser DDR.
 
Aus diesem Grunde versuchten wir eine andere Strategie zu entwickeln, ohne Garantie auf Gelingen. Ute nutzte am 13.08.1988 eine von den DDR-Behörden genehmigte "Reise ins kapitalistische Ausland (BRD)", um ihre schwerkranke Mutter gem. Attest aus Frankfurt/Main abzuholen, als Reisebegleitung für eine Rückfahrt in die DDR. Die Oma war schon lange DDR-Rentnerin und verbrachte wieder einmal 4 Wochen bei ihrer Schwägerin in Frankfurt/Main und erkrankte "plötzlich".
Ute beantragte also diese "Rückholaktion" und erhielt unter enormen Schwierigkeiten endlich ein Visum für 3 Tage.
Was passierte dann? Bei dieser Reise hat dann Frau Ute "ihre Familie im Stich gelassen", ist einfach dort beim Klassenfeind geblieben, später zu unseren ausgereisten Freunden nach Düsseldorf gezogen.
Jetzt begann für mich, Vater Gerd, und unsere Kinder eine schlimme Zeit.
Ich mußte sofort in die Schule meiner Frau in Dresden-Gittersee und den Schlüssel zur Schultür dem Genossen Direktor Hartmann übergeben. Als dann der Gen. Direktor erfuhr, meine Frau "sei im Westen geblieben", brach Chaos aus.
Dann erwarteten uns die allen Leidensgefährten bekannten Prozeduren und Schikanen der "zuständigen DDR-Organe":
- Ausreiseantrag wegen "Familienzusammenführung" gestellt
- Ablehnung mündlich erteilt, neuen Antrag gestellt
- Polizei- und Stasiverhöre (Unterstellung von Mitwisserschaft)
- öftere Vorladungenen zum Rat des Stadtbezirkes -Abteilung Inneres-
- Offenlegung des Vermögens usw.
Ich selbst hatte in weiser Voraussicht schon meine Arbeitsstelle gewechselt, in ein Ingenieur-Privatunternehmen, wo schon einige Antragsteller Zuflucht fanden.
Heute müssen wir im Nachhinein einschätzen,
dass wir unheimlich blauäugig das Verlassen der DDR angegangen haben.
Was hätte uns geblüht, wenn sich die Situation in der DDR nicht schon durch tausende Antragsteller chaotisch dargestellt hätte:
Verhaftung, Urteil wegen Beihilfe zur Republikflucht, Kinder ins Heim usw. !
Was waren wir naiv, wir meinten, weil wir in Dresden-Coschütz ein kleines Einfamilienhaus unser Eigen nannten, lassen "die" uns schnell raus...
Sicher braucht ein SED-Bonze oder MfS-Mitarbeiter solch ein Haus?!
- Aber in jener Zeit, bei dieser Aufbruchsstimmung (Abstimmung mit den Füßen), erhielten die Genossen bessere Angebote von "negativen Elementen", wie wir bezeichnet wurden.
Es war übrigens die Zeit, wo H.Kohl, Schäuble und andere deutsche Politiker nicht mehr intensiv an der deutschen Einheit arbeiteten. Man hatte schon rechtzeitig ins CDU-Parteiprogramm "ein friedliches Miteinander mit der DDR" aufgenommen und hielt lieber mit Transitpauschalen und Krediten die DDR am Leben. So machten auch die Politiker 1988 im "roten NRW" meiner Gattin keinerlei Hoffnung auf eine baldige Ausreise ihres Mannes und der Kinder aus der DDR !
Sie hat Himmel und Hölle von NRW aus in Bewegung gesetzt, alles vergebens...
Am Ende waren wir dann plötzlich Nutznießer der politischen Ereignisse
in der DDR. Ursprünglich wollten wir uns alle im Herbst 1989 in Budapest treffen, so dass ich bereits für mich und die Kinder ein Visum für Ungarn beantragt hatte. Das wurde überraschend und seltsamerweise genehmigt ! Hatte man die Übersicht verloren?
Ende August 1989 erfuhr ich dann von meiner Frau Ute aus dem "Westen", dass da in Ungarn "etwas in Bewegung kommt". Wir sollten uns auf eine plötzliche Urlaubsreise schnellstens vorbereiten! Welch Glück, die Visa hatten wir bereits.
Jetzt gabs viel zu tun: Wertsachen, persönliche Sachen und andere wichtige Dinge wurden nachts in Kisten verpackt und zu meinem Schwager und zu Freunden gebracht, eingelagert ! Einige wollten ja noch dableiben und das Licht ausmachen.
Nun warteten wir auf das Signal - das Volksfest an der ungarisch/österreichischen Grenze mit Grenzöffnung beginnt am 11.09.1989 !
Eine abententeuerliche Fahrt, eine Fahrt mit Hindernissen. Aber es gelang uns, im Rahmen dieser Grenzöffnung über Österreich die deutsche Bundesrepublik zu erreichen. Ein großer Dank an die mutige ungarische Regierung, an die ungarischen Grenzer und für die umfangreichen Hilfen der Beamten aus Österreich und Deutschland, auch für kostenlose Hilfen des ADAC an unserem "Trabant" !
Meine Frau Ute, ich und die Kinder lagen uns in den Armen und weinten...
Unsere Ausreisegeschichte ist abenteuerlich und viel umfangreicher, als hier dargestellt. Diese hatte ich gleich am 16.09.89 aufgeschrieben, als alle Eindrücke noch frisch waren! Aber diese Erlebnisse sind zu umfangreich, würden hier den Rahmen sprengen, zuviel war passiert.
Am Ende hatten wir infolge der politischen Ereignisse ein großes Glück, dass wir in nur reichlich einem Jahr unsere Familie wieder vereinen konnten.
 
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